Lesepaten waren dabei

Auf Einladung der Reaktionsleitung – Herzlichen Dank – saßen Lesepaten ‚in der ersten Reihe‘ am 7. Mai 2019. Gespannt folgten sie der Rezitation von Schriftstellerin Claudia Rikl / WE.

Auszug aus dem Naumburger Tageblatt:

Lesung von Tageblatt/MZ Rätsel um stummen Bruder

  • Von Constanze Matthes  09.05.19, 13:55 Uhr – Fotos: Torsten Biel

Naumburg – Der Name des Mörders blieb an diesem Abend geheim. „Es wird spannend, aber wir dürfen nicht zu viel verraten“, sagte Tageblatt/MZ-Redaktionsleiter Albrecht Günther am Dienstagabend im Veranstaltungsraum „Mitteldeutsche“. Ein Abend mit kriminalistischer Plauderei und Einblicken in die Werkstatt einer Autorin. Nach der Debüt-Lesung aus „Das Ende des Schweigens“ im vergangenen Jahr war die gebürtige Naumburgerin und heute in Leipzig lebende Autorin Claudia Rikl mit ihrem aktuellen Roman „Der stumme Bruder“ zu Gast. Ein Buch, das erneut nach Mecklenburg führt, das erneut geschichtliche Themen anhand seiner Figuren und der jüngeren Historie eines Ortes aufarbeitet: die ersten Tage nach dem Kriegsende, Bodenreform und die Wende, die Gewinner und Verlierer hervorgebracht hat. Diese Geschichte des Dorfes sei eine Geschichte voller Brüche. „Historische Themen interessieren mich einfach sehr“, sagt die 46-Jährige, die nach ihrem Abitur in Schulpforte erst Jura, später an der Fernuniversität Hagen Literaturwissenschaft und Geschichte studiert hat.

Ein Ermittler mit Gefühl

Kommissar Michael Herzberg, schon im Erstling der Held, nimmt die Ermittlungen auf, nachdem der Gutsbesitzer im kleinen Ort Lichtenfels ermordet wurde. Der Polizist sei keiner dieser Hardboiled-Typen, kein harter Kerl. „Ich wollte einen Mann mit Gefühl“, bemerkte die Autorin selbstbewusst. Genauso markant zeigen sich die anderen Charaktere: Ermittlerin Desiree Weigand oder Magda Schlottwitz. „Frauen sind in meinem Roman wichtige Figuren“, unterstrich Claudia Rikl. Gerade in der älteren Magda fließen viele Geschichten des Dorfes zusammen.

Neben der Handlung des Romans stand auch dessen Entstehung im Mittelpunkt der von Tageblatt/MZ-Redaktionsleiter Albrecht Günther moderierten Lesung, in der das Publikum vier Passagen hörte. Während des Schreibens hat Claudia Rikl eine Skizze des Dorfes angefertigt, auf Zetteln notierte sie Handlungsverläufe und falsche Fährten. „Der Leser darf bis zum Schluss keine Ahnung haben, wer der Täter ist. Das ist die hohe Kunst“, erklärt die gebürtige Naumburgerin. Der Redaktionschef lobte dabei den Spannungsbogen: „Der Roman hat 470 Seiten, bis zur Seite 370 habe ich nicht gewusst, worauf es hinausläuft. Ich hatte keinerlei Ahnung.“ Das Dorf Lichtenfels ist eine Collage aus mehreren Orten, die die Leipzigerin mit dem Rad erkundet hat. Eigene Recherchen sowie Erfahrungen anderer flossen in das Geschehen ein. Auch ihre Tochter Anna hat sich in besonderer Weise in dem Roman verewigt: „Meine Skizze des Dorfes hat sie um ein Pferd ergänzt. Sie liebt diese Tiere sehr und bat mich, dass eines in der Handlung eine Rolle spielen soll“, erzählt die dreifache Mutter.

Vater sitzt im Publikum

Als ihr Erstling im vergangenen Frühjahr im zum Rowohlt Verlag gehörenden Kindler Verlag erschien, hatte sie bereits einen überwiegenden Teil des aktuellen Werks verfasst. „Dann kam das Lektorat, das Feinlektorat, die Korrektur der Druckfahnen“, zählte die Autorin die nötigen Etappen vor einer Veröffentlichung eines Buches auf.

Im Publikum saßen auch Rikls Mann, ihr Vater Lothar Siebert und dessen Lebensgefährtin Hildegard Okon sowie Wegbegleiter der Autorin. Ebenfalls zu Gast: Lesepaten des Naumburger Bürgervereins, die mit einem Gläschen Wein auf den diesjährigen Wenzelspreis anstießen und ebenfalls ins Gespräch mit der Autorin kamen. Am Ende gab es für Claudia Rikl eine besondere Hausaufgabe. Für eine Kriminacht im kommenden Jahr soll sie eine Naumburger Kriminalgeschichte schreiben, die in 30 Minuten zu lesen ist. Leser unserer Zeitung können dafür gern Ideen zu Figuren und Tatorten geben.

 

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