Schmökern im großen Garten

Auszug aus Naumburger Tageblatt vom 2. Juni 2015

Bildung – Lesementoren des Naumburger Bürgervereins und die Stadtbibliothek veranstalten auf dem Gelände des Hauses der Kirche erstmals ein Lesefest.

Von Constanze Matthes

Lesefest im Garten des Hauses der Kirche, organisiert von Lesementoren des Bürgervereins und der Stadtbibliothek: Bibliotheksleiterin Sabine Matzner liest aus dem Kinderbuch „Rosie und Moussa – Beste Freunde für immer“. (Bild: Torsten Biel)

Naumburg. –  An Baumstämme gelehnt und unter Büschen stehen Kisten voll bepackt mit Büchern. Auf einem roten Sitzsack hat Sabine Matzner Platz genommen. In der Hand hält die Leiterin der Naumburger Stadtbibliothek das Kinderbuch „Rosie und Moussa – Beste Freunde für immer“. Um sie herum sitzen Kinder und Erwachsene – auf Decken und einer Bank. Das erste Lesefest in Naumburg, organisiert von Lesementoren des Bürgervereins und der Stadtbibliothek, im großen Garten hinter dem Haus der Kirche kann beginnen. 

Lenya Fischer bastelt bei Antje Key aus verschiedenen Materialien bunte Lesezeichen.  (Bild: Biel)

Autor stellt „Kirschenzeit“ vor

Dafür ist Ulrich Meisel aus Dessau in die Domstadt gekommen. Obwohl sein Buch „Kirschenzeit“ sich der bekanntesten Naumburger Geschichte, die alljährlich zum Hussiten-Kirschfest erzählt wird, widmet, ist der ehemalige Pastor zum ersten Mal für eine Lesung in der Stadt. „Ich will Geschichten, die ich meinen Kindern früher berichtet habe, nicht untergehen lassen“, sagt der 71-Jährige. Die Kirschfest-Sage bilde dabei die Rahmen-Handlung für eine ganze Reihe weiterer Geschichten.

Meisel war einst in der DDR in der kirchlichen Friedensbewegung aktiv, später in der Wendezeit gehörte er der ersten frei gewählten Volkskammer an. Nun, im Ruhestand, versteht er sich als Geschichtenerzähler, nicht als Schriftsteller, wie er vor seiner Lesung weiter berichtet. „Das Erzählen, gerade für Kinder, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Man muss spannend fabulieren und es auf den Punkt bringen“, sagt Meisel.

Zeitungsartikel gab den Impuls

Wenig später sitzt er mit einer Schar Zuhörer unter einem Zelt. Einige Meter entfernt, am Stand der Stadt- und Kinderbibliothek, basteln Kinder aus Papier, Perlen und Federn farbenprächtige Lesezeichen. Einige Ansichtsexemplare hängen an den Ästen einer nahestehenden Linde. In Nachbarschaft, an einem weiteren Stand, vertritt Mario Friedel den Klett-Schulbuchverlag, der dieses Lesefest mit unterstützt. Wer nicht liest oder zuhört, klettert auf den Geräten des Spielplatzes. Erwachsene nutzen den Nachmittag für eine Kaffee- und Kuchen-Zeit. Hinter der Verkaufstheke hilft auch Annett Meier. Die 46-Jährige aus Großwilsdorf engagiert sich seit Beginn des Jahres als Lesementorin. „Ich habe einen Zeitungsartikel über die Initiative gelesen und mir überlegt, ob ich es auch zeitlich stemmen kann“, erzählt die zweifache Mutter. Zweimal in der Woche unterstützt die gelernte Werbefachfrau zwei Schüler in der Uta-Schule.

„Immer interessant und spannend“

„Es macht mir sehr viel Spaß, und es zeigen sich schon erste Erfolge“, sagt Annett Meier. Ihr Rat, Kinder fürs Lesen zu begeistern, ist ein praktischer: „Die Texte sollten zu Beginn kurz, aber dafür immer interessant und spannend sein.“ Trotz einiger Regentropfen von oben reißt der Strom der Besucher nicht ab, die durch das Tor den Garten betreten. Vor allem Eltern mit ihren Kindern kommen in den idyllischen Garten mit seiner weiten Wiesenfläche und den großen Bäumen. „Mit dem Start bin ich zufrieden“, bemerkt Claudia Königsberg, Lehrerin an der Uta-Schule und Leiterin des Projektes. Das nächste Lesefest wird es sicherlich im nächsten Jahr geben. Wenn nicht im Naumburger Stadtpark, dann womöglich wieder im Garten hinter dem Haus der Kirche, der für viele eine Entdeckung ist.

 

 

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