Eigentlich arbeitete Erich Kästner (1899 – 1974) vor fast 90 Jahren an einer Geschichte, die in der Südsee spielte. Gut, dass er seinen Plan schon nach drei Kapiteln aufgegeben hat und stattdessen sein erstes Kinderbuch schrieb und publizierte: EMIL UND DIE DETEKTIVE.
Das war 1929. Damals stellte sich der Alltag der Menschen natürlich anders dar als heute: Beispielsweise gab es keinen ICE und keinen Euro. Diese und weitere Aktualisierungen hat Intendant/Regisseur Stefan Neugebauer in sein Drehbuch für die Aufführung in der Salztorschule eingearbeitet. So wohnt Protagonist Emil Tischbein auch nicht in Dresden, sondern in NAUMBURG. Während der Zugfahrt – er reist erstmals allein zu seiner Großmutter nach Berlin – und am Zielort muss er immer wieder erklären, wo Naumburg liegt und welche Besonderheiten seine Heimatstadt zu bieten hat. Gute Werbung.
Die Kulissen in der Aula – gefertigt aus Umzugskartons – überzeugten in ihrer Schlichtheit.
Ganz besonders aber überzeugten die jungen Laienspieler, ausgesuchte Schülerinnen und Schüler Naumburger Schulen, im Zusammenspiel mit Akteuren des Naumburger Theaterensembles. Beachtenswert, was nach nur 14tägiger Probe entstanden ist.
Nicht nur die jungen Zuschauer spendeten am Ende der außerordentlich gelungenen Vorstellung begeistert und lange herzlichen Applaus.
Wirkt sich so ein Theaterbesuch auf das Verhalten von ‚Lesekindern‘ aus? Sicher. Bei manchen Schüler/innen mehr, bei manchen weniger. Alle wissen zudem, dass der Besuch der Aufführung eine Belohnung darstellte für die wöchentlichen Treffen, Anstrengungen und Übungen mit ihren Lesementoren.
Haften bleibt vielleicht das gemeinsame Erlebnis. Gemeinsame Erlebnisse verbinden. Im besten Fall greift das eine oder andere Kind häufiger zum Buch als bisher – ist möglicherweise sogar neugierig geworden auf weitere Geschichten von Erich Kästner.
Waltraud Eilers, Lesementorin (Uta-Schule)