Am Sommerferienprojekt „Das Wasser und seine Nutzung“ vom 11. bis 15.07.2016 im Naumburger Architektur- und Umwelthaus (AUH) nahmen 15 Kinder bzw. Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren teil. Sie kamen aus den Naumburger Kindereinrichtungen „DomStifte“ und „FREIZI“.Begleitetwurde das Projekt von mehreren Erwachsenen: Frau und Herr Gödicke von der VDI-Bezirksgruppe des BLK, Frau und Herr Heinisch, Frau Grenzdörfer und Herr Degener vom Bürgerverein sowie Frau Mummert von den „DomStiften“.
1. Tag (11.07.2016)
Nach einer längeren Vorstellungsrunde und vielen Fragen an die Kinder, was sie bereits über „Das Wasser und seine Nutzung“ wissen, wurde das „Was wollen wir in den nächsten Tagen machen?“ besprochen. Anhand von Videos, Bildern, kleinen Filmen und Erzählungen wurde das Ferienprogramm vorgestellt. Nach einer kurzen Pause wurden einige Rätsel und Kreuzworträtsel zum Thema gelöst, dann ging es an die Arbeit. In verschiedenen Gruppen wurden kleine Wasserräder aus den verschiedensten Materialien und Wirkprinzipien gebaut. Die Bandbreite der Modelle reichte vom Wasserrad aus einem einfachen Weinkorken mit Plastelöffeln bestückt bis zur Wasserturbine aus einem PC-Lüfter mit einem Rohr als Zulauf. Zur Auflockerung gab es Quizfragen, „Tanzalarm“ und verschiedene Spiele. Zum Abschluss fanden wir uns in einem Stuhlkreis zusammen und fragten nach dem „Was hat mir besonders gefallen und was nicht so?“ und „Was hat mich beeindruckt und was ist mir besonders in Erinnerung geblieben?“. Nicht fehlen durfte natürlich ein Ausblick auf den kommenden Tag.
2. Tag (12.07.2016)
Schwerpunkte des zweiten Projekttages war das Besichtigen von Wassermühlen in der unmittelbaren Nähe von Naumburg. Der Frage „Wozu dienten Wassermühlen früher und wozu werden sie heute genutzt?“ sollte spannend und anschaulich von Experten auf diesem Gebiet erklärt werden. Dazu ging es mit der Burgenlandbahn nach Freyburg/Unstrut. Erster Stopp, die Burgmühle mit ihrem modernen Wasserkraftwerk. Dort wurden wir vom Mühlenbetreiber begrüßt und mit vielen geschichtlichen Informationen durch die Wasserkraftanlage geführt. Die Kinder erfuhren, dass die Mühle früher als Walk-, Öl-, Säge- und Getreidemühle genutzt wurde. Ihre Wasserräder, einschließlich Antriebswelle, waren höhenverstellbar und konnten somit dem Unstrutpegel angepasst werden. Ende des 19. Jh. wurden Turbinen und damit das erste Wasserkraftwerk in die Burgmühle eingebaut. Die Mühle wurde zu dieser Zeit als Papiermühle genutzt. Nach der Stilllegung wurde der Mühlgraben verfüllt. 2009 wurde die Reaktivierung beantragt und genehmigt. Seit Oktober 2014 wird wieder Strom erzeugt. „Wasserkraft mache ich aus Begeisterung, nicht aus wirtschaftlichen Gründen“, erzählt der Mühlenbetreiber und schwärmt: „Das ist die ökologischste erneuerbare Energie überhaupt. Sie funktioniert tags, nachts, jederzeit, ohne Dünger oder Pestizide und sie hat einen Speicher von 6.000 Quadratkilometern.“ Die Kinder staunten, dass sie somit eine längere Zeit eine gesamte Kleinstadt mit Strom versorgen könnte.
Nach einem kleinen Picknick führte unsere Wanderung entlang der Weinberge und der Unstrut nach Zeddenbach und dessen Mühle. Neben der sommerlichen Pflanzen- und Tierwelt gab es zwei Schleusen an der Unstrut zu entdecken. Schnell war die Funktionsweise einer Schleuse erklärt; leider konnten wir diese nicht in Betrieb beobachten.
Bereits im 11./12. Jh. wurde in Zeddenbach eine Klostermühle erwähnt. Vor 1900 wurde die Mühle mit Wasserkraft betrieben. Im Klinkerbau von 1866 treiben seit 1911 Wasserturbinen das Mahlwerk an. Die Mühle ist noch immer funktionsfähig und eine der letzten noch arbeitenden Getreidemühlen an der Unstrut. In der zum Mühlenkomplex gehörenden Gaststätte gab es zunächst eine Mittagsverpflegung, bevor im Anschluss die Exkursion durch die Mühle begann. Nach dem Erkennen von Getreidesorten durch die Kinder wurden von einem Mitarbeiter Mahlwerk, Siebmaschinen, die Zusammensetzung der Mehlsorten und das Abfüllen des Mehls erklärt.
Nach dieser anstrengende „Forschungsreise“ und einer weiteren kurzen Wanderung in den nächsten Ort klang der erste Exkursionstag mit Klettern, Rutschen und Ballspielen auf einem Naturspielplatz aus. Mit der Burgenlandbahn ging es wieder nach Hause.
3. Tag (13.07.2016)
Am 3. Projekttag gab es zu Beginn eine längere Auswertung mit Fragen zum Erlebten und Austausch von interessanten Eindrücken. Vieles hatten sich die Kinder gemerkt; auch Dinge, auf die Erwachsenen nicht geachtet haben. Nach einer kurzen Pause wurde das Thema mit einer anschaulichen Beamerpräsentation zum Thema „Die Geschichte des Wassertransports“ abgerundet. Mittels Fotos und kleinen Filmen wurde veranschaulicht, wie und wofür die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten das Wasser transportierten, z.B. der Bau und die Funktion von Aquädukten, Brunnen und Wasserleitungen bis hin zur Talsperre. Auch hierbei wurden die Kinder durch viele Fragen aktiv in den Vortag einbezogen.
Danach wurde es Zeit, wieder selber tätig zu werden und den, am Montag begonnenen Bau diverser Wasserräder, Schiffe und Wasserturbinen abzuschließen. Begonnen wurde weiterhin mit dem Bau von Wasserläufen im Hof des Architektur und Umwelthauses; schließlich sollten die Wasserräder auch richtig getestet werden. Nach den „theoretischen“ und „stillen“ Vormittag war dies eine willkommene Abwechslung für alle. Zum Abschluss erfolgte natürlich ein Ausblick auf unseren zweiten Exkursionstag.
4. Tag (14.07.2016)
Im Mittelpunkt des vierten Projekttages stand neben der Besichtigung einer sehr alten Wassermühle auf den Gelände des ehemaligen Zisterzienserklosters in Schulpforte die Wanderung durch die Natur und das Ausprobieren, selber den „Lauf des Wassers“ zu beeinflussen. Nach einer kurzen Busfahrt in Richtung Bad Kösen verstauten alle ihre Verpflegung und die Wanderung entlang der „Kleinen Saale“ konnte beginnen. Das erste Ziel und Stopp für einen kleinen Imbiss war die Klopstock-Quelle. Der Imbiss war schnell verzehrt und der Bau verschiedener „Bauwerke“ zum Aufstauen der Quelle begann. Zunächst versuchten einige Kinder allein, das Wassers am Erreichen der „Kleinen Saale“ zu hindern. Wenige Minuten später bauten fast alle an einem Wehr. Unser geplanter Besichtigungstermin hinderte uns zunächst an der Beendigung des „Bauwerks“ – leider.
In Schulpforta empfing uns das freundliche Team aus dem Besucherzentrum der Stiftung nach alter Sitte mit Wasser und Brot. Wir erfuhren, dass im Jahre 1136 die Zisterziensermönche aus Schmölln an die Saale zogen und das Kloster Pforta gründeten. Es entwickelte sich rasch zu einem der schönsten und reichsten Klöster in der Saale-Unstrut-Region. Die Mönche von Pforta legten Teile des sumpfigen Saaletales trocken, errichteten Wehre und bauten die kleine Saale, um ihre Mühlen antreiben zu können. Die Wassermühle an der „Kleinen Saale“ wurde um 1170 von den Mönchen errichtet. Die Einrichtung zum Heben und Senken des Wasserrades ist noch erhalten. Das war die wichtigste Neuerung im technischen Aufbau dieser Mühlen aus dieser Zeit. Somit konnte man die Eintauchtiefe des Wasserrades immer an die die Höhe des Wasserspiegels anpassen und die Mühle durch Herausheben des Wasserrades ein und ausschalten. Anfang des 20. Jh. stellte man den Mahlbetrieb ein und erzeugte mittels zwei Turbinen Strom. Wir konnten aber sehen, dass liebevolle „Mühlenbauer“ damit beschäftigt sind, Schritt für Schritt diese alte Technik, einschließlich Wasserrad, in mühevoller Kleinarbeit detailgetreu wieder herzustellen.Bevor es zum Mittagessen in das nahe gelegenen „Fischhaus“ ging, probierten die Kinder den liebevoll gestalteten Spielplatz am Besucherzentrum des ehemaligen Klosters aus. Der Rückweg nach Naumburg wurde von uns kurzfristig so geändert, so dass wir noch einmal an dem unvollendet gebliebenen Wehr der Kinder Rast machten und dessen Fertigstellung ermöglichten. Dabei gingen fast alle wieder gemeinsam ans Werk, ob 6 oder 17 Jahre alt. Auch der Rückbau erfolgte gemeinsam und mit etwas feuchten Füßen ging es zurück zur Bushaltestelle und von dort nach Naumburg.
5. Tag (15.07.2016)
Ziel des Abschlusstages war das Fertigstellen der Wasserläufe, der Einbau der Wasserräder und die Vorbereitung der Präsentation für Eltern, Großeltern und weitere Gäste.
Zu Beginn hieß es aber zunächst auf den zweiten Exkursionstag zurückzuschauen und sich über das Erlebte auszutauschen. Auch die Beschwerde über das versalzene Mittagessen gehörte dazu. Danach begann der Endspurt: Fertigstellung der Wasserläufe im Hof, Einbau der verschiedenen Wasserräder, Probelauf und Auslage aller anderen kleinen „Bauwerke“ für die Präsentation. Alle waren mit Eifer am Werk und hatten sich ihre Abschiedspizza wohl verdient.
Vor dem Eintreffen der Gäste versammelten sich alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Kreis und ließen die Tage noch einmal Revue passieren. Es war erstaunlich, was und wieviel den Kindern in Erinnerung geblieben war, was sie am meisten beeindruckt hatte und was sie ihren Eltern demnächst zeigen und erklären wollten. Zum Abschluss wurde allen Teilnehmern(innen) ein „Forscherdiplom“ verliehen (siehe Anhang 2).
Ab 14.00 Uhr waren die Eltern, Großeltern und Geschwister eingeladen, um die toll funktionierende Wassertechnik anzuschauen, an den Experimenten teilzunehmen und von den spannenden Exkursionen zu erfahren. Ein Abschlusseis durfte natürlich nicht fehlen.
Vor Beginn des Projekts gab es seitens der Betreuer(innen) ein wenig Bedenken bzgl. des relativ großen Altersunterschieds der Teilnehmer(innen). Allerdings war bereits am ersten Tag zu erkennen, dass ältere Kinder bzw. Jugendliche ohne beteiligte Geschwister gern Jüngeren ihre Hilfe beim Basteln und Bauen anboten. Ältere Kinder, deren Geschwister mit in der Gruppe waren, konnten sich so ein wenig lösen und ihren Interessen und Neigungen besser nachgehen. Auf dem Spielplatz und beim Bau eines Wehres in der Natur fanden sich dann alle wieder zusammen. Auch die Fachleute versuchten mit ihren Erläuterungen auf den unterschiedlichen Wissensstand der Kinder einzugehen und erklärten Manches doppelt, für „Kleine“ und für „Große“.
Ein herzliches Dankeschön richten wir an alle Helfer und Helferinnen, die zum guten Gelingen dieser Ferienzeit beigetragen haben sowie an das Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Paritätischen Gesamtverband, die mit ihrer finanziellen Unterstützung im Rahmen des Bündnisses für Bildung „Kultur macht stark“ das Projekt ermöglicht haben.