Weg aus dem Buchstabensalat

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Weg aus dem Buchstabensalat von Constanze Matthes
(Quelle: Naumburger Tageblatt/MZ)

Kein Zauberstab hilft, wenn es wie verhext zugeht mit dem „b“ und „d“ und aus der Bibi Blocksberg plötzlich ein Didi wird. Gutes Lesen setzt Übung und Geduld voraus. Das wissen auch die insgesamt 27 Lesepaten des Naumburger Bürgervereins, die derzeit 58 Grundschüler in Naumburg betreuen.
Seit 2006 gibt es das Projekt und mehr denn je wird die Hilfe der ehrenamtlichen Männer und Frauen gebraucht. „Der Bedarf steigt. Zwar werden die Kinder schon früh visuell geprägt, aber die Buchstaben müssen erarbeitet werden“, sagt Dorothea Meinhold. Zudem können viele nicht mehr stillsitzen und konzentrieren, so ihre Erfahrung. Schon seit Jahren ist die Naumburgerin dabei und hilft im Rahmen der integrativen Schülerbetreuung im Haus Friedensstraße der Lebenshilfe all jenen, denen das Lesen Mühsal bereitet. Weitere Einsatzorte der Helfer sind die Grundschulen der Stadt sowie die Pestalozzi-Schule. Gemeinsam haben sie allerdings ein Grundprinzip: Die Freude am lesen soll entwickelt werden – ohne Druck der Schule und ohne eine Nachhilfe zu sein. Von den Lesepaten werden deshalb die Hortstunden genutzt.
Mit der Zeit entwickelt sich zwischen dem Kind und dem Erwachsenen eine besondere Bindung. „Sie wissen, das jemand da für sie ist und Zeit hat“ erzählt Dorothea Meinhold weiter. Doch die ersten Erfolge stellen sich nicht sofort ein, vielmehr Schritt für Schritt. Während eines Stadtrundganges werden Verkehrsschilder und Werbebotschaften gelesen, im Eiscafe die Menükarte. Zu den verwendeten Materialien zählen neben einschlägiger Literatur für Kinder auch spezielle Bücher, die genutzt werden, wenn die Schüler Buchstaben verwechseln.
Doch nicht nur Leseschwachen wird geholfen. Zu Waltraud Eilers Schützlingen zählen beispielsweise Kinder mit Migrationshintergrund. „Sie brauchen eigentlich keine Leseförderung. Sie wollen vielmehr die deutsche Sprache lernen“, bemerkt die Lesepatin, deren Einsatzort die Bibliothek in der Utaschule ist. Nach dem Weg in den Ruhestand hat die einst in der Verwaltung tätige Naumburgerin eine neue Aufgabe gefunden, die ihr Spaß macht. „Es ist ein Geben und Nehmen.“ Der überwiegende Teil der ehrenamtlichen Lesepaten hat das Berufsleben beendet, war unter anderem als Lehrer tätig. Weitere Helfer, gern auch jüngeren Alters, sind indes willkommen. Beide Frauen, Dorothea Meinhold und Waltraud Eilers, sehen das Projekt, das von der Stadtbibliothek unterstützt wird, auf einem guten Weg. Denn nicht nur die Kinder sind dankbar für die Unterstützung. Auch Lehrer und Eltern schätzen die Initiative.
Neben schulischen Erfolgen gibt es für die Kinder dann und wann nicht nur süße Belohnung. Jüngst besuchten Grundschüler mit ihren Lesepaten das Theater. Dort gingen sie auf Weltreise und erkannten, dass selbst große Literatur nicht langweilig ist.

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