„Lange bevor in einem Neubau oder einem sanierten Gebäude das erste Licht brennt, hat er bzw. es viel Energie und Rohstoffe verbraucht. Ein komplexes Zusammenspiel von Industrie, Handwerk und Logistik bringt die Baustoffe auf unsere Baustellen. Planer*innen müssen daher Aspekte des nachhaltigen Bauens bereits bei der Auswahl des Materials berücksichtigen. Der Einsatz natürlicher und nachwachsender Rohstoffe schont Ressourcen. Es gilt, den gesamten Lebenszyklus der Bauteile zu betrachten – beginnend mit dem Rohstoffabbau über die Produktion und Nutzung bis hin zu Rückbau und Entsorgung. Das Ziel: geringere Emissionen, weniger Abfälle sowie faire, aber dennoch wirtschaftliche Arbeits- und Produktionsbedingungen.“
Gemeinsam mit der Naumburger Architektin und Beraterin für energetisches Bauen Marion Holz und der Bauingenieurin Susanne Heinisch beteiligten wir uns im Architektur- und Umwelthaus (AUH) am 1. MINT-Tag des Domgymnasiums mit einem praxisorientierten Informationsangebot zum Thema „Baustoffe in der gebauten Lebenswelt“. MINT steht abgekürzt für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Kinder und Jugendliche für MINT zu begeistern, begreifen die Mitstreiter im AUH als wichtige Aufgabe und setzen sich für eine Verstetigung solcher Angebote, auch mit außerschulischen Bildungsangeboten, ein.
Am 1. Juni 2023 setzten sich die Schüler*innen der 7. Klassen in jeweils einer Stunde mit der Nachhaltigkeit von Baumaterialien, deren Energiebilanz und Lebensweg – vom Abbau der Rohstoffe, Herstellung der Baumaterialien, deren Transport sowie Entsorgung bzw. Recycling – auseinander. Gegenübergestellt wurden z.B. der Baustoff Holz als natürlich und nachwachsend und der Baustoff Beton als künstlich aus Sand, Kies, Wasser und Zement hergestellt. Vor- und Nachteile wurden genannt und deren Nachhaltigkeit eingeschätzt – eine kleine Herausforderung.
Im AUH waren die Schüler*innen als „Baudetektive“ unterwegs. Sie entdeckten im und außerhalb des Gebäudes unterschiedliche Baumaterialien, stuften sie als alt oder neu ein, versuchten deren Funktion zu bestimmen und schätzten in der anschließenden Diskussion ihre Nachhaltigkeit „im Laufe ihres Lebens“ ein. Begriffe, wie Statik/Standfestigkeit, Brand- und Schallschutz, Wärmeschutz und Gebäudetechnik wurden erklärt und entsprechende Materialien zugeordnet.
Im Focus standen vor allem Wärmedämmmaterialien, deren Herkunft und Eigenschaften. Auch hier wurden Vor- und Nachteile von natürlichen (z.B. Hanf, Stroh, Lehm) und künstlichen (z.B. Mineralwolle, Kunststoffe) erläutert und deren Klimafreundlichkeit eingeschätzt.
Unser erstes Fazit für dieses MINT-Tag-Angebot: Die Schüler*innen waren interessiert und diskussionsfreudig. Das Angebot sollte unbedingt verstetigt und erweitert werden. Es ist aktuell, interessant, vielseitig und fächerübergreifend.
Susanne Heinisch