Auszug aus dem Naumburger Tageblatt von Donnerstag, 25. April 2019

Wenzelspreis von Tageblatt/MZ Lesepaten des Bürgervereins werden gewürdigt

Von Constanze Matthes, 25.04.19

Naumburg – Kein Zauberstab hilft, wenn es wie verhext zugeht mit dem „b“ und „d“, der Weg aus dem Buchstabensalat viele Hürden hat. Lesen macht Spaß, aber kann für einige auch Mühe bedeuten. Hilfe geben seit nunmehr 13 Jahren die Lesepaten des Bürgervereins. Was 2006 nach einer Idee mit einer Handvoll Aktiven begann, ist heute eine Initiative, die dank 41 Frauen und Männern an allen Grundschulen der Stadt wirkt. „In den Jahren kam eines zum anderen. Es hat sich gut entwickelt“, blickt Claudia Königsberg zurück.

Start 2006 an Uta-Schule

Die Lehrerin hatte bis 2016 die Leitung der Gruppe inne, die heute in den Händen ihrer ehemaligen Kollegin Dorothee Sieber liegt. Waldemar Schewe, Initiator und einstiger Vorstandsvorsitzender des Naumburger Bürgervereins, trug damals die Idee an Claudia Königsberg heran. Er selbst hatte von mehreren Seiten, unter anderem auch aus den alten Bundesländern, von einem solchen Engagement erfahren. „Ich war von Anfang an von dieser Idee überzeugt und habe Leute angesprochen“, erzählt die Naumburgerin weiter.

Das Projekt lief dabei zuerst in der Uta-Schule an, später folgten die Salztorschule, Georgenschule sowie die Grundschule „Albert Schweitzer“. Stand in den Anfangsjahren der Gruppe vorrangig die Hilfe von Kindern im Mittelpunkt, die unter Leseschwäche leiden oder aus bildungsfernen Familien stammen, werden seit einigen Jahren als Teil der Integration Mädchen und Jungen unterstützt, die aus anderen Ländern stammen. Die Lesepaten arbeiten eng mit den Lehrern sowie mit der Kinderbibliothek zusammen. Hier können die engagierten Männer und Frauen kostenfrei Bücher ausleihen, hier lesen sie jeden Donnerstagnachmittag kleinen wie großen Besuchern der Einrichtung Geschichten vor.

Neben Büchern kommen während der individuellen und kindgerechten Förderung außerhalb der Unterrichtsstunden auch Spezialmaterial, so beispielsweise eine Kinderzeitung, zum Einsatz. Auch Spiele werden genutzt. „Wichtig ist, dass diese Lesezeit abwechslungsreich gestaltet wird“, so Dorothee Sieber.

Bedeutung des Lesens

Die Lesepaten besuchen regelmäßig Weiterbildungen und die Leipziger Buchmesse, beschäftigen sich mit Literatur und tauschen untereinander ihre Erfahrungen aus. Darunter auch jene, wie oft sie auf die Bedeutung des Lesens hinweisen müssen, welchen Stellenwert die Motivation der Kinder besitzt.

Der Kontakt zu ihren Schützlingen ist dabei sehr eng. „Wir sind für sie Vertrauenspersonen, hören zu bei Problemen. Sie freuen sich immer, wenn sie uns sehen“, berichtet Waltraud Eilers. Doch nicht nur die Förderstunden stärken die Bindung. Manche der Lesepaten machen mit den Kindern Ausflüge in die Region oder Touren durch die Stadt, besuchen beispielsweise den Weihnachtsmarkt. Einmal im Schuljahr findet eine Dankeschönveranstaltung statt, zu der alle Lesepaten mit den Schülern zusammenkommen. In diesem Jahr ist eine Lesung in der Stadt- und Kinderbibliothek geplant. Jede Aktion soll ein Erlebnis sein.

Unterstützt wird die Gruppe unter dem Dach des Naumburger Bürgervereins von vielen Seiten, finanziell wie materiell. Die Kinderzeitung hat der Bürgerverein abonniert. Geldspenden kommen von Unternehmen und Geschäften, zuletzt unter anderem vom Lions Club. Mit Büchern und Material hilft auch der Klett Verlag. „Wir brauchen weiter Sponsoren, denn wir haben viele Ideen für die Zukunft“, sagt Leiterin Dorothee Sieber. Auch neue Mitstreiter sind jederzeit willkommen. Die Lesepaten haben jeweils einen oder mehrere Schüler unter ihre Fittiche genommen. Sie sind noch berufstätig oder befinden sich schon im Ruhestand.

Fest im Garten als Tradition

Die Erfolge drücken sich in vielerlei Formen aus: mit der beginnenden Freude an Geschichten und Büchern, mit besseren Zensuren oder einem Sieg in einem Lesewettbewerb, über den sich jüngst Alexia aus der Naumburger Georgenschule freuen konnte; und nicht nur sie. „Das hat mich schon stolz gemacht“, sagt ihre Lesepatin Anke Wolf.

Neben der Lesezeit in der Kinderbibliothek wirken die Mentoren auch in anderer Weise nach außen. Das jährliche Lesefest im Garten hinter dem Haus der Kirche ist bereits zu einer schönen Tradition geworden. Der nächste Termin steht bereits fest: Am 15. Juni ist es wieder soweit.

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