Schulprojekt „Die Stadt im Mittelalter“

„Die Stadt im Mittelalter“ ist ein Thema im 2. Schulhalbjahr des Geschichtsunterrichtes der 6. Klassen in Sekundarschulen in Sachsen-Anhalt. Relativ kurzfristig haben sich die Arbeitsgruppe im Architektur-und Umwelthaus mit der Schulleitung und 2 Pädagoginnen der Alexander-von-Humboldtschule dazu entschlossen, gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen dieses Thema anschaulich und praxisnah zu vermitteln. Dazu wurde gemeinsam ein Konzept entwickelt, welches in diesem Schuljahr zunächst getestet werden soll, um evtl. in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil des Unterrichts zu werden. Im Mittelpunkt dabei steht das Handwerk.
Zur Einführung in die Thematik fand am 19.04.2016 ein Stadtrundgang durch Naumburg statt. Die Stadtführerin Frau Freitag erklärte den Kindern dabei sehr anschaulich noch heute erkennbare Elemente aus dieser Zeit, wie z.B. die Stadtmauer, das Marientor, Handelshöfe sowie den Markt mit dem Rathaus und der Stadtkirche.
Danach übernahm Frau Buß, Referendarin an der Humboldtschule, das Vermitteln des Grundwissens. Fragen, wie „Wann und warum sind in Europa Städte entstanden?“,  An welchen Orten wurden die Städte damals gegründet?“, „Wer waren die Bewohner dieser Städte und wie lebten sie dort?“ wurden erläutert und beantwortet. Frau Grenzdörfer aus unserer Arbeitsgruppe war während des Unterrichts immer anwesend, um sich mit dem Unterrichtsstoff, aber auch mit den Schülerinnen und Schülern, vertraut zu machen.
Um das Gelernte zu vertiefen und zu veranschaulichen wurden die Schüler(innen) im Anschluss mit Hilfe einer Lernsoftware (Planet / Schule / „Die Stadt späten im Mittelalter“) selbst aktiv und erkundeten dabei mittels PC das  mittelalterliche Leben näher. In vier Unterrichtseinheiten machten sie sich, eingeteilt in fünf Lerngruppen, zunächst mit der virtuellen Mittelalterstadt vertraut, um sich danach mit dem Leben und Arbeiten verschiedener Handwerksberufe (Gerber, Weber, Müller, Baumeister und Buchdrucker) näher zu beschäftigen. Mit Hilfe des Programms galt es, die von uns ausgearbeiteten Fragen zu beantworten und manches Rätsel zu lösen. Frau Grenzdörfer, Frau Heinisch sowie die Lehrerin standen mit Rat und Tat zur Seite und so konnten in der  Unterrichtsstunde gruppenweise alle Erkenntnisse vor der Klasse präsentiert werden.
Den Höhepunkt dieses Schulprojekts bildeten die zwei Projekttage, am 16. und 17. Juni 2016,  im Architektur- und Umwelthaus, an denen verschiedene Handwerkstechniken veranschaulicht und ausprobiert wurden. Zunächst gab es eine kurze Zusammenfassung über das bereits Gelernte. Dabei brachten viele Schüler(innen) ihr Wissen sehr aktiv ein. Auch auf die Bedeutung der Handwerkszünfte wurde eingegangen und Zunftwappen erraten. Danach gingen vier Gruppen aus“Handwerkslehrlingen“ für jeweils 2 Stunden zu ihren „Handwerksmeistern“, Frau Grenzdörfer, Frau Werner, Herr Degener, Frau und Herrn Heinisch in die Lehre.

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Im Erdgeschoss machten sich die Kinder mit dem Herstellen und Bedrucken von Papier vertraut. Nach einer kurzen thematischen Einführung durch Frau Heinisch wurden aus einer vorbereiteten Pulpe kleine Papierblätter geschöpft, gestaltet und ausgepresst. Im Anschluss gab Herr Degener einen kleinen Einblick in den Beruf des Buchdruckers und mit einer alten Druckmaschine konnten Naumburg-Motive selber gedruckt werden.

Papier1 Papier2

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Im Foyer des Obergeschosses wurden unter Anleitung von Frau Grenzdörfer verschiedene Getreidekörner zu Mehl gemahlen. Ob mit Steinen oder einfachen Handmühlen, die „Lehrlinge“ mussten einige Kraft aufwenden, um aus den Körnern etwas Essbares herzustellen und kleine Fladen zu backen, die dann gierig verschlungen wurden. Wissenswertes über die Nahrung und deren Herstellung im Mittelalter gab es zwischendurch immer wieder zu hören.

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Im Saal, unter dem Dach, waren  gleich drei Handwerkszünfte bei der Arbeit. Die „Weber“ mussten besonders viel Geduld an den Tag legen, denn ein wenig Theorie und viel Fingerfertigkeit waren an dieser Station unter Leitung von Frau Werner gefragt. Zunächst wurde sich an Flechtvorlagen aus Papier ausprobiert und es entstanden farbenfrohe Gebilde. Danach wurde, wie auch in früherer Zeit, mit Wollfäden, gewebt; eine mühselige Arbeit, bei der nicht alle „Lehrlinge“ die gewünschte Ausdauer aufbrachten.

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Die Bauhandwerker und Baumeister, unter Anleitung von Herrn Heinisch, waren ebenfalls im Dachgeschoss beschäftigt. Unterhalb des historischen Dachstuhls, ein gutes Anschauungs- und Erklärobjekt, galt es, das Gebäude des heutigen Stadtmuseums „Hohe Lilie“ als Modell zu bauen. Zunächst wurden einige Fachbegriffe und wichtige Informationen zu damaligen Bauweisen (Fachwerk- und Steinhäuser) erläutert und Vor- und Nachteile besprochen. Mittels eines kleinen Films und einem anschaulichen Rätsel waren diese Grundlagen gelegt und es konnte ausgeschnitten, gefaltet und geklebt werden.

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Am Ende der Projekttage wurden alle selber hergestellten Waren auf einem kleinen Markt zum Kauf angeboten. Mit Schokoladengeld konnte man Häuser, Papier, Druck- und Weberwaren sowie Obst kaufen; auch handeln war erlaubt. Mit der Lautstärke von Marktschreiern klang das Projekt turbulent aus.

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Markt5  Markt6

Nach Rücksprache mit allen Beteiligten des Projektes können wir sagen, dass eine solche komplexe und anschauliche Vermittlung des Lehrstoffes (Zusammenspiel von Stadtrundgang, theoretischer Vermittlung, Nutzung von Lernsoftware und praktischer Anwendung) sowohl bei den Schülerinnen und Schülern, als auch bei den Pädagoginnen auf positive Resonanz gestoßen ist. Dabei spielen die praktischen Tätigkeiten und das Ausprobieren eine große Rolle in der Wissensvermittlung. Auch die Nutzung der Voraussetzungen unserer Stadt bietet eine gute Grundlage als Einstieg in und zur Begleitung des Lehrplanthemas.

 

 

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